So besuchten wir am 3.12.19 erneut das Straßenbauamt Freising (in München) und sprachen mit Frau Pfister und Frau Mayr über den aktuellen Stand der Planungen. Wir hatten ja berichtet, dass eine Unfallkommission im vergangenen Herbst die Lage erkunden und Grundlagen für die weitere Planung liefern wollte, was auch geschehen war. So wurde uns ein neu erstellter Plan vorgelegt, zu dem wir wie folgt Stellung nehmen möchten:
Was können wir als “positiv” bezeichnen?
- Es gibt endlich wieder einen vorzeigbaren neuen Planungsentwurf (Verlauf siehe Skizze 2 – Stand Dezember 2019), diesmal die Variante Radweg auf der Nordseite in Richtung der Glonnwiesen.
- Der Radweg soll auf Strassenniveau gebaut werden, so dass die Radler in der Nacht nicht von PKWs geblendet werden können, was bei einem tieferliegenden Weg der Fall wäre.
- Am Ortsausgang bei der Wendelsteinsiedlung soll es eine Fußgänger-Insel als Querungshilfe geben, die mindestens 2,5 m breit ist.
- Der Radweg bekommt in Richtung Petershausen einen Auslauf in die Straße, so dass Radler hier weiterfahren könnten, falls sie aufgrund starken Verkehrsaufkommens nicht zeitnah zum alten bestehenden Radweg queren möchten. Das wird aus unserer Sicht aber sehr wahrscheinlich der Standard werden!
Was kann man als “negativ” bezeichnen?
- Bisher wird von der Planungsseite nur von punktuellen Maßnahmen ausgegangen, obwohl jeder Laie erkennen muß, daß die gesamte Strecke der St2054 zwischen Petershausen und Hohenkammer eine einzige Katastrophe ist! Wir kennen keine vergleichbare Strecke im Umkreis von mindestens 100 km, welche in einem derart erbärmlichen Zustand ist. Vor allem müßte hier zuerst mal eine generelle Idee über den Gesamtverlauf eines Radweges, beginnend in Petershausen über Glonnbercha, Mühldorf, Herschenhofen bis nach Hohenkammer – und zwar inklusive der notwendigen Ortsdurchfahrten geschaffen werden, der falls nicht anders möglich, dann in nacheinander folgenden Bauabschnitten zu realisieren ist. Eine kurzsichtige Einzelbetrachtung schafft nur weitere Probleme und erhöht die Kosten.
- Der jetzt neu trassierte nördliche Radweg stellt zwar eine Notlösung dar, liegt aber grundsätzlich auf der falschen Seite. Die St2054 müßte dabei im Verlauf mehrmals gequert werden. Für Kinder bedeutet das Stress und erwachsene Radler werden oft einfach auf der Straße weiterfahren, wenn das Queren aufgrund Gegenverkehrs zeitnah nicht möglich ist. Denn auch Radler wollen zügig weiterkommen. Stehenbleiben, eine Lücke abpassen, queren und wieder anfahren ist während eines Fahrtabschnitts, der genauso gut homogen gestaltet sein könnte, sehr mühsam und unbequem!
- Unserer Vorschlag (Skizze 3): Man könnte anstatt der neuen Trassierung bei gleichem Grundstücksbedarf Straße und Radweg austauschen: der Radweg verliefe dann korrekterweise auf der Südseite im Anschluß an den bereits verhandenen Abschnitt im Bereich der Wendelsteinsiedlung „Über der Glonn“. Die gesamte Trasse wäre praktisch schon fertig, da man einfach nur einen hierzu notwendigen Streifen der bestehenden Straße abtrennt und als Radweg verwendet. Die „neue“ Strasse selbst rückt dann ein wenig nach Norden hin zur Glonn – und fertig!
- Der Radweg “landet” beim jetzigen Konzept in Glonnbercha auf der falschen Seite. Das ist vor allem für Kinder an der Ortsauseingangskurve eine sehr gefährliche und schlecht überschaubare Verkehrssituation. Die Fortführung bis zum Ortsende in Richtung Mühldorf wurde bisher noch nicht bedacht, aber genau das wäre ein sehr wichtiger Punkt in Bezug auf die Verkehrssicherheit. Hier besteht definitiv noch Gestaltungsbedarf.
- Glonnbercha, das in den letzten paar Jahren einen deutlichen Kinderzuwachs hat, darf nicht länger ohne sicheren Gehsteig dem passierenden Schwerlastverkehr der Staatsstraße ausgesetzt bleiben.

- Der “Auslauf” des Radwegs Richtung Petershausen mündet zwar fließend in die Staatsstraße ein, aber es ist hier noch keinerlei radlerfreundliche Fortführung vorgesehen – zumindest als markierte Trennlinie auf der Straße.
- Eine Drainage vor dem Ortsteil Wendelstein verhindert angeblich die notwendige Verbreiterung der Straße, damit dort ein durch Trennlinie angedeuteter Radweg als Fortsetzung in den Ort untergebracht werden könnte, obwohl genug Platz ohne neuen Grundstücksankauf vorhanden wäre. Hier sollte eine entsprechende Änderung überlegt werden (wäre der verbleibende Drainagebereich nicht trotzdem breit genug?).
- Es ist nicht erkennbar, welche Behörde, welche Amtsträger oder welcher Grundstücksbesitzer die Verantwortung übernehmen möchten für etwaige Unfälle, die aufgrund von weiteren Verzögerungen oder Fehlplanungen entstehen könnten. So zum Beispiel wenn ein Gehsteig nicht die normale Mindestbreite von 2,5 m aufweist wäre er immer noch besser, als überhaupt kein Gehsteig!
Hier ein paar Skizzen und Fotos zur Übersicht:
1 Situation bisher – ohne Radweg:

2 Stand der jetzigen Planung im Dezember 2019:

3 Unsere Wunschvorstellung (Radweg durch Fortführung auf der alten Straße):

- Offene Grundstücksfragen:
Wir möchten nochmal dringend an die betroffenen Grundstücksbesitzer appellieren, an diesem für uns alle so wichtigen Projekt positiv mitzuwirken und ihre bisher ablehnende Haltung zu revidieren. Eventuell ist nicht jedem der angesprochenen Grundstücksbesitzer bewusst, dass genügend Ersatzflächen für einen Rad- und Gehweg vorhanden sind, die sich bereits als Ausgleichsflächen im Besitz des Strassenbauamtes befinden. Eine Ackerfläche liegt genau in der Mitte zwischen Glonnbercha und Petershausen, hat gute Bodenqualität und garantiert jedem Grundstücksbesitzer einen gleichwertigen Ersatz sowohl an Fläche, Güte und Lage. Es gibt also keinen vernünftigen Grund, seine Unterstützung nicht einzubringen. Ausserdem entsteht hier ein richtungsweisendes Projekt für unser aller Zukunft und auch für unsere Nachkommen. Es wird ein neues Stück Lebensqualität für alle Bürger sein!!
Besuch bei Bürgermeister Marcel Fath:
Am 16. Dezember 2019 besuchten wir den Bürgermeister von Petershausen, Herrn Fath und fragten nach Anbindungs- und Fortführungsmöglichkeiten des vom Straßenbauamt geplanten Radwegs sowohl in Glonnbercha eintreffend als auch am Ortseingang nach Petershausen. Für diese Abschnitte ist letzten Endes die Gemeinde zuständig. In dem Gespräch erläuterte er die Grenzen seiner Möglichkeiten insbesondere was die Errichtung des dringend benötigten Gehsteigs in Glonnbercha angeht. Für einen korrekt nach der geltenden Norm ausgeführten Gehsteig von 2,5 m Breite müsste ausreichend Platz verfügbar sein. Für den Bau des Radwegs sicherte er uns seine weitestgehende Unterstützung zu, gab aber zu bedenken, dass auch hier die Verfügbarkeit von Grundstücksflächen die Möglichkeiten der Gemeinde einschränke. Herr Fath versprach dennoch, demnächst schon Kontakt mit dem StBA aufzunehmen und eine sinnvolle Kooperation und Verteilung der Aufgaben anzugehen. Die weiteren Gesprächsfäden haben wir oben in unserer Zusammenfassung erörtert.
Besuch bei MdL Bernhard Seidenath:
Am 10. Januar 2020 besuchten wir MdL Seidenath in Dachau. Herr Seidenath war ja, wenn Sie sich erinnern, auch zu einem Ortstermin im Sommer 2019 in Glonnbercha anwesend. Wir erläuterten den aktuellen Stand der Planung und die Probleme, die aus unserer Sicht damit bestehen (s. oben). Herr Seidenath sagte uns ebenfalls seine volle Unterstützung zu und erklärte sich bereit, sich mit seinem Kollegen Herrn Dr. Florian Herrmann, MdL aus Freising und auch mit dem Leiter des StBA, Herrn Oelschlegl, direkt in Verbindung setzen, um das Radweg-Projekt politisch zu unterstützen.

Gespräch mit Bürgermeister Johannes Stegmair:
Am 15.01.20 besuchten wir schließlich Bürgermeister Stegmair in Hohenkammer, der uns ebenfalls sehr freundlich empfing. Er erläuterte die zahlreichen Radweg-Projekte, die er in seinem Gemeindegebiet in den letzten 24 Jahren seiner Amtszeit zu verwirklichen half und sicherte uns seine allergrößte Unterstützung bei unserem Projekt zu. Er betonte, dass die Gemeinde Hohenkammer auch von sich aus größtes Interesse an der Verwirklichung eines homogenen Radwegs nach Petershausen habe und dass dieser ganz selbstverständlich aufgrund der örtlichen Gegebenheiten (Mühldorf!) an der Südseite der Staatsstraße verlaufen müsse, andernfalls wäre es ein ständiges hin und her. Die Radfahrer müssten auf der kurzen Strecke (ca. 5 km) mehrmals queren, das mache keinen Sinn. Die Staatsstraße St2054 müsse dringend saniert werden, es wäre seiner Meinung nach wohl eine mit den größten Mängeln behaftete Strecke im Freistaat Bayern. Eine Sanierung ohne zugehörigen Radweg wäre in der heutigen Zeit nicht zu verantworten.
Fazit:
Unserer Ansicht nach stehen alle hier am Projekt Beteiligten in der direkten Verantwortung, um uns Bürger und deren Kinder wirkungsvoll vor aus unserer Sicht vorhersehbaren Unfällen zu schützen! Im Jahr 2019 gab es in Petershausen zwei schwere Unfälle mit Radfahrern, die mit hoher Wahrscheinlichkeit vermeidbar gewesen wären, wenn wir sichere Radwege hätten.
Selbst wenn hier in Einzelfällen nicht immer die optimale Lösung umgesetzt werden kann, sollte dies nicht dazu führen, der Einfachheit halber untätig zu bleiben, um sich keiner Verantwortung aussetzen zu müssen.
Was werden wir als nächstes angehen? Nachdem uns auch von der Politik- und Verwaltungsseite alle Unterstützung zugesichert wurde, gehen wir guten Mutes in das neue Jahr. Wir zählen vor allem auf die direkten Einflußmöglichkeiten unserer Gemeindevorstände, insbesondere bei der Regelung von Grundstücksangelegenheiten. Allerdings mußten wir auch feststellen, daß eine überörtliche Zusammenarbeit über die Gemeinde- und Landkreisgrenzen hinweg noch verbesserbar ist.
Wenn wir nur hinüber schauen in die Nachbargemeinden Jetzendorf, Gerolsbach, Reichertshausen und Hohenkammer, sehen wir lauter positive Beispiele, welche wir auch erreichen wollen. Warum geht sowas nicht auch bei uns? Es kann und darf nicht sein, dass Petershausen seine Bürger mit immer wieder neuen Radwegkonferenzen und Umfragen hinhält, ohne dass es zu realen Maßnahmen kommt. Die Zeit ist jetzt reif dafür und wir werden nicht mehr lockerlassen, trotz mancher Widerstände und Schwierigkeiten, um unser gemeinsames Ziel zu erreichen.
Weitere Gespräche und Aktionen sollen folgen. Wir denken hier an einen angekündigten Pressetermin, an Fahrrad-Demos und werden weiterhin überregional mit den Bürgermeistern, Landräten und Politikern kommunizieren. Vielleicht laden wir dazu auch mal unseren Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder ein, um ihm ein Beispiel für die allseits gelobten prosperierenden Maßnahmen zur Förderung des Radfahrverkehrs in Bayern vorzuführen!
– Wir bleiben jedenfalls dran!
gez. Dieter Lange , Emil Andorfer, Irena Deville – auch im Namen von mehr als 1000 Bürgern, welche unsere Petition im Sommer 2019 mit unterschrieben haben.